„Du bist so sprunghaft“, „Ständig musst du was Neues machen“, „Du machst an einem Tag mehr als ich in einer ganzen Woche“ – Diese Sätze hallen heute noch in meinem Kopf nach, denn in meiner Jugend und meinem frühen Erwachsenenleben wurden sie mir – meist mit reichlich Gallenflüssigkeit angereichert und als Vorwurf verpackt – regelmäßig an den Kopf geworfen. Ich fühlte mich permanent schuldig, denn meine Sehnsucht nach Neuem glich einer Gier, die anderen Menschen offenbar fremd war und mir irgendwann unheimlich.
Es fällt mir heute noch schwer, mein Übermaß an Energie zu kanalisieren. Immer noch bin ich lieber Produzent und schaffe etwas aus eigener Kraft, statt als Konsument mir das einzuverleiben, was andere geschaffen haben. Ich will nicht nur Musik hören, sondern Musik machen. Ich will nicht nur Kleidung tragen, sondern sie selbst nähen, ich will nicht nur lesen, sondern auch schreiben. Ich will, ich will, ich will. Am besten alles sofort und gleichzeitig. Heute will vor allem eins: Glücklich sein und mich nicht für das verurteilen, was ich habe: ADHS.
ADHS ist für Schreibende ein Fluch und ein Segen. Der Segen: Endlich können sie all ihre Ideen ausleben. Der Fluch: Konsequent an einem Projekt zu arbeiten und es nicht ad acta zu legen, sobald eine vermeintlich viel bessere Idee sich offenbart, ist eine wahre Herausforderung.
Ich habe im Laufe der letzten Jahre viele Coping-Strategien entwickelt, um Dinge ordentlich zu Ende zu bringen. Diese möchte ich hier in diesem Blog demnächst mit euch teilen. Wichtig ist mir zunächst diese Botschaft: Falls auch du ADHS hast und dich für manchen Auswuchs schämst – hör bitte auf damit! Richtig eingeordnet und mit individuellen Strategien kannst du dir die ADHS zur Gabe machen und Wundervolles bewirken.
Mehr zu dem Thema folgt in Kürze.